Mach Basic 2015-2 : Zeitschriften leiden weiterhin besonders stark
Die Leserschaftszahlen der Mach Basic 2015-2 – sie wurden zwischen April 2014 und März 2015 erhoben – zeigt eine leichte Beruhigung an der Printfront. Mehr noch: Diverse Titel scheinen sich sogar zu erholen, sie weisen sogar (sanft) steigende Reichweiten auf. Doch die Verluste bleiben zahlreich und hoch, und sie können auch nicht überall durch Onlinenutzung kompensiert werden.
Von den 236 in der Mach Basic 2015-2 aufgeführten Deutschschweizer Titeln und Titelkombinationen weisen deren 41 (17%) gegenüber Vorjahr einen signifikanten Leserverlust aus. Das sind deutlich weniger als noch 2014-2 (27%) und 2015-1 (25%). Insofern hat sich die Situation an der Printfront leicht beruhigt. Das gilt allerdings nicht für die einzelnen Titel mit Verlusten, denn letztere sind in der Regel weiterhin hoch. Die signifikanten Printleserrückgänge bewegen sich bei der Titelauswahl auf der nebenstehenden Tabelle zwischen -3.2% (CoopZeitung) und -18.8% (PCtipp), in absoluten Zahlen betragen die deutlichen Verluste im Minimum 15’000 (Brigitte), im Maximum aber 87’000 Personen (CoopZeitung).
Wieder ein paar Printleser mehr
Neben den Hiobsbotschaften gibt es allerdings auch wieder vereinzelte positive Entwicklungen zu berichten. Zwei Titel und eine Titelkombination weisen deutliche Lesergewinne aus. Einer davon: Ringiers Schweizerische Landliebe, 2011 lanciert, gewinnt zum vierten Mal in Folge signifikant Leser hinzu. Der Wachstumsprozess scheint noch nicht abzuflachen.
Auch die katholische Zeitschrift «Sonntag» (CAT Medien) wächst neuerdings wieder um 13’000 (+25%) auf 65000 Leser. Eine Erholung zeichnet sich zudem bei Axel Springers Programmzeitschriften Tele und TV Star ab: Ihr Anzeigenkombi Telekombi wächst um 42 000 Leser (+7,5%), dies weil beide Titel ihren Tiefpunkt überwunden haben und wieder mit steigenden Leserzahlen aufwarten können – jeder für sich aber noch nicht signifikant. Und erst noch, obwohl ihre Auflagen leicht rückläufig sind. Bei Axel Springer Schweiz geht man allerdings davon aus, dass die beiden Titel in der Vergangenheit methodisch bedingt «überproportional viele Leser» verloren haben, dies gemessen an der Auflagenentwicklung. «Jetzt scheint also Normalität zurückzukehren», meint Verlagsgeschäftsführer Jörg Tobuschat. Und er scheint die Gunst der Stunde nutzen zu wollen: Ende September erschien das Heft in einem neuen Layout und mit «mehr Leichtigkeit».
Aber auch Glückspost, HandelsZeitung, Schweizer Illustrierte und Weltwoche verzeichnen leichte Haussen. Ähnlich die NZZ: Sie hat mit der Mach Basic 2014-2 ihren Tiefpunkt (255’000 Leser) hinter sich gelassen und konnte sich wieder (nicht signifikant) um 14’000 Leser steigern. Dazu NZZ-Sprecherin Myriam Käser: «Die NZZ-Mediengruppe hat Anfang 2014 eine Strategie mit klarem Fokus auf das Kerngeschäft Publizistik verabschiedet. In dieses Kerngeschäft investieren wir, indem wir neue Produkte lancieren und bestehende weiterentwickeln – sowohl publizistisch also auch durch Verbesserungen bei Marketing und Marktbearbeitung. Die erfreuliche Entwicklung im Lesermarkt ist ein Resultat dieser Massnahmen.»
Wer zu spät kommt…
Bemerkenswert: Nur sechs Zeitungen , darunter auch die Gratisblätter Blick am Abend und 20 Minuten, weisen deutliche Rückgänge aus, die übrigen 35 Verlierer sind Zeitschriften. Während aber bei Blick am Abend und vor allem bei 20 Minuten die Leser vermehrt von Print zu Online (Mobile) wechseln (siehe Artikel zur Studie Total Audience), ist dies bei den Zeitschriften noch selten der Fall. Denn nur wenige Zeitschriften haben ein ausgebautes Online- oder Mobileangebot, und wenn, dann haben sie erst in letzter Zeit begonnen, ein solches aufzubauen. Möglicherweise zu spät. Denn sie laufen Gefahr, dass die Leser ihre Infobedürfnisse bereits anderswo stillen.
Einer dieser Titel ist wohl Annabelle: Die grösste Schweizer Frauenzeitschrift aus dem Haus Tamedia gehört zu den Zeitschriften, die nun schon zum zweiten Mal nacheinander signifikant tiefere Printleserwerte ausweisen. Doch erst Mitte September versuchte Serge Reymond, Leiter Medien Deutschschweiz, das Steuer noch herumzureissen. «Die Frauenzeitschrift Annabelle passt sich den veränderten Nutzungsgewohnheiten ihrer Leserinnen an und setzt noch stärker auf digitale Inhalte», teilte er mit. Ab 2016 erscheine Annabelle deshalb neu nur noch alle drei Wochen statt 14täglich. Gleichzeitig werde aber das digitale Angebot weiterentwickelt und alle Abonnentinnen erhielten einen kostenlosen Zugriff auf ein neues E-Paper. Letzteres dürfte dringend nötig sein, denn die 153’000 Leserinnen, die das Onlineangebot nutzen, griffen bisher bloss zweimal pro Monat (einmal pro Ausgabe) und nur insgesamt 3 Minuten lang darauf zurück. Man hätte also schon früher handeln müssen. Das Zuwarten hat Folgen: Nun ist Sparen angesagt. Mit dem neuen Erscheinungsrhythmus reagiere Annabelle auch «auf den strukturellen Wandel im Anzeigenmarkt», bestätigte Reymond, zudem sehe man eine Kündigung und zwei Frühpensionierungen vor.
Neue Konstellation am Sonntag
Bei den Sonntagsblättern ergibt sich mit den aktuellen Resultaten eine neue Ausgangslage. Als einziger Titel verliert Ringiers SonntagsBlick deutlich Leser, nämlich knapp 10%, dies nachdem er schon vor einem Jahr 8% verloren hatte. Zwar ist er mit 686’000 Lesern nach wie vor der grösste sonntägliche Einzeltitel, doch der Vorsprung gegenüber der SonntagsZeitung von Tamedia schrumpft zusehends, vor allem aber weist nun erstmals der Sonntagspool mit den NZZ-Titeln NZZ am Sonntag, Ostschweiz am Sonntag und Zentralschweiz am Sonntag mehr Leserzahlen auf. Das ist nicht nur für Inserenten gut zu wissen, sondern auch für Politiker sowie Führungskräfte: Wer sonntags eine exklusive News möglichst breit platzieren will, hat neuerdings immer mehr Alternativen zum SonntagsBlick.